Bericht des Vorsitzenden

Titelbild-99Hochwasser

Am 22. Mai 1999, Pfingstsamstag, entging unsere Altstadt nur um wenige Zentimeter einer unvorstellbaren Katastrophe. Nur der für ein „Jahr­hundert-Hochwasser” errichtete Damm verhinderte die Überflutung weiter Teile Kemptens.

Hier sei den Verantwortlichen für diese weise und vorrausschauende Planung gedankt. Leider traf es den Norden unserer Stadt um so schlimmer. Wer die überfluteten Straßen und Häuser gesehen hat, weiß, was der Altstadt erspart blieb. Viele Fragen sind allerdings aufgetaucht und entstanden. Es soll hier nicht am Einsatz der Hilfskräfte  wie Technischem Hilfswerk, der Kemptener Feuerwehr und aller anderen Helfer herumkritisiert werden.

Für den selbstlosen und gefähr­lichen Einsatz aller Beteiligten gebührt ihnen unser aller Dank und Anerkennung. Konsequenzen und Erkenntnisse für die Zukunft sind allerdings für uns alle unerlässlich.

Vorwarnung:

In Kempten oder im noch viel schlimmer betroffenen Oberallgäu wäre vieles zu verhindern gewesen,  wenn es zuverlässige und rechtzeitige Meldungen über Hochwasserstände gegeben hätte.
Informationen: Die Bürger in den gefährdeten und betroffenen Stadtgebieten hatten keine zuverlässigen Informationen. Lautsprecheransagen aus Polizeifahrzeugen, die in erster Linie Autobesitzer zur „Rettung”, sprich zum Entfernen ihrer Fahrzeuge auffordern,  sind zu wenig. Wenn ein Lokalradio sogar prophezeit, zum späten Nachmittag reiche das Hochwasser bis zur Freitreppe, ist das unverantwortliche Sensationsmache und keinesfalls verantwortliche Berichterstattung. Niemand konnte zuverlässige Informationen über zu erwartende Hochwasserpegel geben.

Vorbeugung:

Wenn auf der St.-Mang-Brücke und auf Teilen der Hochwassermauer Sand­säcke aufgebaut werden (nicht für jeden nachvollziehbar), sollte dieser Service zumindest auch dort angeboten werden, wo Kellerschächte und Hauseingänge gefährdet sind. Völlig unverständlich ist das Bereitstellen von Quarzsand in Papiersäcken eines Baustoffhändlers vor Ort. Nicht auszudenken, wenn das Wasser wirklich gekommen wäre. Mitgelieferte Plastikplanen hätten an der Verschlimmerung auch nichts geändert. Hier muss eine verantwortliche Einsatzleitung schützend und helfend eingreifen.

Einsatzleitung:

Im Nachhinein weiß man natürlich vieles besser. Es bleibt jedoch unverständlich, dass nicht einmal die Erdgeschoßwohnungen der integrierten Wohnanlage in der Brennergasse evakuiert wurden. Die Krone des Hochwasserdammes, die um Zentimeter nicht überspült wurde, lag deutlich höher als die gefährdeten Wohnungen. Anweisungen, die eine Etage tieferen Garagen zu räumen, waren offensichtlich vorrangig. Auch sollte grund­sätzlich bei Hochwassergefahr Sensa­tionstourismus verhindert werden.

Hochwassermauer:

In einigen Bereichen Bayerns lag der Schutz vor Hochwasser an der Sta­bilität und Fes­tigkeit der Dämme und Mauern. Unsere Stadt leistet sich eine Schwachstelle in unserer ja inzwischen hoch­be­währten Schutzmauer ohne jede Notwendigkeit. Im Bereich des Allgäuer Überlandwerkes befindet sich eine Toröffnung (Parkplatz Illerstraße), die nur durch einen nicht vertrauenswürdigen dünnen Holzbalken „gesichert” war. Hier drang bedrohlich Wasser bis auf die Illerstraße.Den Weiterbau der Illerfreilegung nach Norden (Baustufe 2) bitten wir zum Schutz der Bürger, Wohnungen und gewerblichen Anlagen ohne Verzögerung in Angriff zu nehmen.

Vorbeugen – Vorbereiten:

Be­troffene Bürger und Hausbesitzer in gefährdeten Überflutungsbereichen müssen informiert werden über Höhenlinien  „topographische Karten” und Strömungsverhältnisse, wenn die Hochwassermauern wirklich überflutet werden. Wie weit würde die Flut wirklich reichen?  Welche Häuser sind wirklich betroffen?  Es muss jedem Bewohner bewusst sein, inwieweit die Etagen oder Kellergeschoße gefährdet sind. Öltanks müssen besonders gesichert werden oder durch Erdgas ersetzt werden. Hochwasserkatastrophenpläne müssen detailliert jedem Bewohner Hilfe und Rat gewährleisten. Katastrophenschutzübungen dürfen sich nicht nur auf Brandfälle be­schränken. Wir fordern diese Übungen mit der Feuerwehr,  dem Wasserwirtschaftsamt und den Hilfsdiensten auch für Flutkatastrophen. Wer weiß denn im Ernstfall, wie z.B. mit Strom, Wasser und Gas-Anschlüssen umzugehen ist?  Wie sind Sandsäcke sinnvoll einzusetzen? Wie verhindert man größere Schäden, wenn wirklich Überflutungen eintreten? Dass Wasser eine ebenso bedrohliche elementare und vernichtende Gefahr wie Feuer sein kann, hat uns dieses Pfingsthochwasser 1999 eindringlich gelehrt.

Forum Allgäu

Bebauung alter Bahnhof – Wir wünschen den Betreibern und ­Planern zügige Fortschritte und eine glückliche Hand für alle auftretenden Schwierigkeiten. Kein anderes Vorhaben hat und wird so nachhaltig die Infrastruktur unserer Stadt verändern. Verzögerungen und Umplanungen dämpfen die Euphorie vieler Beteiligter.

Neugestaltung Fussgängerzone

Um den Schwerpunkt nicht zu deutlich in den Süden zu verlagern, werden unsere angegraute Fußgängerzone und die drei Plätze (Kornhaus-, Hildegard- und Residenzplatz) neugestaltet. Kurz vor Vollendung des ersten Bauabschnittes ist eine schöne und großzügigere Raumgestaltung zu erkennen. Wenn nun noch alle Geschäftsinhaber und Hausbesitzer zumindest Ihre Fassaden ebenfalls aufpolieren, kann sich Kemptens Fußgängermeile wieder se­hen lassen. Eine gediegene Atmos­phäre braucht natürlich auch Nebenbereiche und stille Winkel zum Entdecken.

Tiefgarage  Hildegardplatz

Eine lautstarke und einseitige Lobby hat den Bau dieser Einrichtung verhindert. Es hat wohl noch nie eine deutlichere Fehlentscheidung auf massiven Druck der Straße gegeben. Alle fundierten Gutachter-Aussagen und Sachargumente wurden emotionell abgetan. Wenn dieser wichtige Bereich zur Stiftsstadt verkümmern sollte, sind sich die Wortführer hoffentlich ihrer Verantwortung bewusst. Wohl keinem Bürger gefällt der Bau unseres Rathaus-Parkhauses in der Kronenstraße und alle Anwohner und Besucher waren durch den Bau und die Erweiterung behindert und zum Teil massiv gestört; aber dieses Parkhaus ist für die Struktur und die Entwicklung unserer Altstadt unbestritten unverzichtbar geworden.

Schwanengelände

Als ob unsere Mahnungen und Bitten von unserem OB und seiner Verwaltung überhaupt nicht zur Kenntnis genommen werden, als ob dieser Teil der Kemptener Altstadt überhaupt nicht existiere, und als ob von den Verantwortlichen dieser Stadt jeder einen großen Bogen um diesen trostlosen und verkümmerten Platz macht, es tut sich nichts. Bei Begehungen nickt natürlich jeder verständnisvoll und bekümmert, beklagt die schlimmen Umstände, die natürlich andere zu vertreten haben und verspricht natürlich alles in seiner Kraft stehende für Abhilfe zu unternehmen. Was muss eigentlich noch alles gesagt und getan werden, dass die Stadt Kempten diesen Schandfleck beseitigt.

Beginenhaus

Am 31. Dezember 1999 jährt sich zum dritten Mal der Baubeginn zur Sanierung und Totalrenovierung durch die Fa. Dobler. So zumindest steht es im Notarvertrag zwischen der Stadt Kempten und der Fa. Dobler. Durch Versprechungen und „feste Zusagen” konnten immer wieder Aufschübe erwirkt werden. Anlässlich des Neujahrsempfanges 1999 im Rathaus outete sich der Chef der Fa. Dobler auf Anfrage unseres OB Dr. Netzer mit der lapidaren Antwort: „Er denke unter den derzeitigen steuerlichen Voraussetzungen (Jan. 99) nicht im Traum an die Erfüllung seiner Verpflichtung”.

Bauträgerwillkür

Wild-West-Methoden im Umgang mit Baugenehmigungen in der Parkstraße in Kempten sind auf den ersten Blick kein Thema für die Altstadtfreunde. Denkt man aber an das Gebäude Rathausplatz des gleichen Unternehmers wird schon klar, was andauerndes Dulden und Nachgeben (oder darf man auch „über den Tisch ziehen” sagen) zu Ungunsten der Stadt für Folgen haben (siehe auch Altstadtbrief Nr. 21/1994).

Stadttheater

Wenn nicht bald mit der Sanierung oder zumindest mit Notreparaturen begonnen wird, ist ein zuverlässiger Spielbetrieb nicht mehr gewährleistet. Ein Abbruch mitten in der Saison ist jederzeit möglich. Das Vorantreiben eines solch großen Projektes müsste doch eine reizvolle Aufgabe für unsere städtischen Kulturverantwortlichen sein.

Postagentur

Nachdem die Postfiliale am Brodkorbweg nun auch geschlossen wird, bitten wir noch einmal besonders eindringlich um die Einrichtung einer Postagentur in der Altstadt.

Weihnachtsbeleuchtung

Grundsätzlich begrüßen wir die Neugestaltung. Warum werden aber wieder einmal der St.-Mang-Platz und die Bäckerstraße ausgespart? Die Einigung der Verantwortlichen wäre ein großer Gewinn gewesen.

Ankergässle

Das großartige Engagement des Hausherren Ankergässele 2 und 4 und das Zusammenwirken des Tiefbauamtes haben dieses wunderbare Ensemble noch einmal aufgewertet. Viele Dinge gibt es noch zu erwähnen, z.B. Stellplatzbilanz Brenner-/Webergasse – Illersteg – Spinnerei und Weberei Kempten – offene Festwoche – Suttschule – Grünfläche vor Ponikau-Haus Bäckerstraße 9  – Schlangenbach …. . Wir werden natürlich zu gegebener Zeit da­rauf zurückkommen. Zum Schluss noch eine herzliche Bitte an unsere Mitglieder: Geben Sie uns eine Einzugsermäch­tigung für Ihre Beiträge. Nur so kann der Jahresbeitrag ohne Verwaltungskosten zur Gänze für Altstadtbelange eingesetzt werden. Verbringen Sie ruhige und beschau­liche Weihnachtsfeiertage. Der für uns alle bedeutende Schritt in das Jahr 2000 möge alle Wünsche und Vorsätze verwirklichen.

Ihr Hansjürg Hensler

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