Ein Jahrzehnt in der Stiftsstadt

Blicke zurück – und nach vorn

Zehn Jahre ist es nun her, dass aus unserer Ausstellung „Bilder aus der Stiftsstadt“ bei der Firma Waffen-Beer am Kornhausplatz eine Menge Fotografien und etliche Bildzeugnisse über eine Woche lang präsentiert werden konnten. Stiftsstadtfreunde und -Bewohner durchforsteten Fotoalben, stellten Postkarten – manche handkoloriert –, Drucke, Stiche und historische Pläne zur Verfügung.

Der große Zuspruch weit über die Stiftsstadt hinaus ermutigte uns und federführend unsere Vorsitzende Ilse Roßmanith-Mitterer, ein Jahr später den Bildband „Die Stiftsstadt Kempten im Wandel der Zeit“ herauszugeben. Bei einer der letzten Vorstandssitzungen stellten wir einen Restbestand von knapp drei Dutzend aus ursprünglich 1.000 Exemplaren fest. Darin sehen wir das große Interesse vieler Menschen an ihrer Heimatstadt im Allgemeinen sowie an der Stiftsstadt im Besonderen bestätigt. Wer solch einen Bildband sein Eigen nennen kann, darf sich glücklich schätzen: Er hat eine Rarität in Händen, die Erinnerungen an vergangene Zeiten wach hält und erkennen lässt, wo sich Schlechtes zum Besseren gekehrt hat, aber auch wo Wertvolles unwiederbringlich verloren gegangen ist. Vielleicht nutzen die Besitzer ja die vor uns liegende „stade Zeit“, wieder ein bisschen darin zu blättern?

Fast zehn Jahre ist es auch her, dass im Rahmen der Diskussion über die Platzgestaltung von Residenz- und Hildegardplatz leidenschaftlich diskutiert wurde. War über das künftige Erscheinungsbild des Residenzplatzes relativ schnell Einigkeit erzielt worden, schieden sich beim Hildegardplatz die Geister besonders an der Frage: Tiefgarage ja oder nein?
Die Entscheidung wurde vertagt, verschiedene Varianten sollten überlegt und in verschiedenen Konzepten planerisch dargestellt werden. Zu Beginn diesen Jahres war es soweit: In verschiedenen Arbeitskreisen wurden die ursprünglich von der Stadtverwaltung und den beauftragten Planern vorgeschlagenen acht Varianten in mehreren Zusammenkünften auf drei Lösungskonzepte reduziert. Diese drei Konzepte sind schließlich zur öffentlichen Diskussion gestellt worden.

Wie vor knapp einem Jahrzehnt waren die Meinungen bei der Bürgerinformation „Jetzt red i“ im Herbst dieses Jahres im Kornhaus ebenso unentschieden, aber meiner Meinung nach besser und sachlicher diskutiert. Ich persönlich hoffe sehr, dass eine große Mehrheit zu der Einsicht findet, die historische Gelegenheit beim Schopfe zu packen und sich für eine zukunftsfähige Lösung zu entscheiden, die einer modernen Gesellschaft gerecht wird. Plattitüden, wie „böse Autos“ und „Jahrtausend alter Untergrund“ sollten bei der Entscheidung über eine der letzten „Guten Stuben“ Kemptens keine entscheidenden Rollen spielen. Mögen die Stadträte weise, frei von Ideologien und weitblickend zum Wohle der Stadt entscheiden.

Die baulichen Fortschritte in der Maria-Ward-Schule gingen zügig voran, so dass die Außenfassaden schon sehr ansehnlich sind und die zwangsläufigen Beeinträchtigungen der Anliegerstraßen allmählich weniger werden. Das Gebäude wird künftig genutzt als Krankenpflegeschule des Klinikums Kempten Oberallgäu, als Schule für Ergotherapie und Physiotherapie der Deutschen Erwachsenen Bildung (DEB) und als Außenstelle der benachbarten Fürstenschule. Weiterhin sind elf Wohneinheiten und eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen errichtet worden.

Die Sanierung der Weiherstraße wurde nach Umsetzung einiger Anliegeranregungen abgeschlossen. Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Franz-Kaserne wurde der zweite Bauabschnitt mit Stadthäusern begonnen. Das beliebte und begehrte Konzept des innenstadtnahen Wohnens scheint sich erfolgreich fortzusetzen.
Zum Tag des Denkmals mit dem Thema „Historische Genuss-Stätten“ machte Frau Roßmanith-Mitterer zwei gut besuchte Führungen durch die Stiftsstadt.

Heimlich, still und leise hat die Seelenkapelle am Kapellenplatz den Eigentümer gewechselt. Die russisch-orthodoxe Gemeinde erwarb sie im Frühjahr und feiert seitdem dort ihre Gottesdienste. Wir Stiftsstadtfreunde heißen sie herzlich willkommen und freuen uns über die konfessionsübergreifende Glaubensausübung in unserer Stiftsstadt. Was lag da näher, als zum jährlichen Adventssingen den Ostliturgischen Lehrerchor in der Diözese Augsburg einzuladen und dort den geistlichen Gesängen in Andacht zu lauschen? Die Leitung hatte Hans-Jürgen Thiemer. Danach gab es natürlich wieder Glühwein und Punsch. „Saurers Bratwurst“ durfte auch nicht fehlen. Die Spenden kommen den Straßenkindern in Fastiv, Ukraine, zugute.

Ich wünsche Ihnen allen, liebe Leser des Altstadtbriefes, liebe Mitglieder des Vereins der Siftsstadtfreunde e.V., unseren Mithelfern und Mitstreitern eine schöne Vorweihnachtszeit, verbunden mit Gesundheit, Glück und Zufriedenheit für das vor uns liegende Jahr.

  1. Bisher keine Kommentare.
(wird nicht veröffentlicht)
  1. Bisher keine Trackbacks.