Förderverein Beginenhaus Kempten e.V.

Abb1_Beginenhaus

Foto: Roger Mayrock, Kempten

Der Stand der Dinge im Dezember 2003

„Hoffnung für das Beginenhaus“ hieß der Artikel im Altstadtbrief 2002, in dem die reiche Geschichte der Gebäude Burgstraße 3 und 3a (Beginenhaus und Nonnenturm) beschrieben und endlich eine Zukunftsperspektive in Form eines geeigneten Nutzungskonzeptes für diese beiden wertvollen Altstadthäuser skizziert wurde.

Seit mehr als 20 Jahren dämmert dieser bauhistorische Schatz am Eingang zur Kemptener Altstadt nun schon hinter der unansehnlich braunen Fassade zur Burgstraße vor sich hin. Sämtliche bisherigen Nutzungskonzepte scheiterten. Es ist höchste Zeit, die vielen wertvollen Baudetails aus Spätmittelalter, Renaissance und Früher Neuzeit in den Häusern endlich als einmalige Chancen zu begreifen und nicht als Hindernisse auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Nutzung zu sehen.

Ein neuer Verein

Seit letztem Jahr hat sich viel Positives getan, auch wenn dies den Häusern selbst leider noch nicht anzusehen ist (Abb. 1):  Am 2. Juli 2003 wurde in einer gut besuchten Gründungsversammlung im Kolping-Haus der „Förderverein Beginenhaus Kempten e.V.“ ins Leben gerufen. Er ging hervor aus einem informellen Arbeitskreis, in dem sich seit mehr als einem Jahr Frauen getroffen hatten, denen das Schicksal der Gebäude Burgstraße 3 und 3a am Herzen lag und die aktiv dazu beitragen wollten, die Häuser wieder zu beleben und für die Nachwelt zu erhalten.

Bei der Gründungsversammlung war dank der gründlichen Vorarbeiten an der Satzung und den organisatorischen Details eine zügige Behandlung der Formalien möglich, so dass Zeit für Gespräche und einen virtuellen „Gang“ durch die Häuser blieb. Die Historikerin Birgit Kata führte mit Hilfe einer Bilderprojektion in die Bau- und Nutzungsgeschichte dieses überregional einzigartigen und bedeutenden Baudenkmals ein. Erläuterungen zum geplanten Gutachten und der Sanierung gab die Architektin Christine Schmidt. Der Förderverein ist inzwischen beim Amtsgericht und beim Finanzamt als gemeinnützig und förderungswürdig eingetragen, so dass die steuerrechtliche Anerkennung von Spenden und Mitgliedsbeiträgen sicher ist. Der jährliche Mitgliedsbeitrag wurde auf 30,00 Euro festgesetzt. Einstimmig in den Vorstand wurden gewählt: Birgit Kata M.A., Bernadette Mayr (Schriftführerin), Renate Domin (Kassenwartin). Kassenprüferinnen werden sein: Elisabeth Hansen und Renate Piekenbrock.

Vereinsziel ist es, die für eine denkmalgerechte Sanierung des Beginenhauses und des Nonnenturms notwendigen Finanzmittel zusammenzutragen, um die Häuser nach der Sanierung zur Nutzung in die Hände von Frauen zu geben – der spätmittelalterlichen Tradition der Gebäude entsprechend. Das sanierte Beginenhaus soll die Altstadt bereichern als Veranstaltungsort für Kultur und Gewerbe, der allen Bevölkerungsgruppen offen steht, sowie als Lebens- und Arbeitsraum von Frauen. (Nähere Details zum Nutzungskonzept und zum Inhalt des bauvorbereitenden Gutachtens, das der Verein in Auftrag geben will, können Sie im obengenannten Artikel im Altstadtbrief 2002 nachlesen.)

Wie geht es weiter?

In einem persönlichen Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer stellten die Vorstandsfrauen im Herbst das Projekt und den Verein vor. Er zeigte sich beeindruckt vom Engagement des Vereins und den Vorarbeiten. Zwar konnte er in Zeiten leerer Stadtkassen keine großen Versprechungen für finanzielle Förderung machen, doch stellte er Städtebaufördermittel in Aussicht. Die Stadt Kempten würde im Falle einer Sanierung ihrer Verpflichtung gegenüber dem baulichen Erbe Kemptens durch Übernahme des kommunalen Pflichtanteils in Höhe von 20 % der Städtebauförderungsmittel, die etwa zwei Zehntel der Bausumme ausmachen werden, nachkommen. Grundvoraussetzung für das vorbereitende Gutachten (näheres siehe Altstadtbrief 2002) wie für die Sanierung selbst, ist die Rückkehr des Beginenhauses in den Besitz der Stadt Kempten. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sieht in den Zielen des Fördervereins eine realisierbare Perspektive und unterstützt sie voll und ganz; auch aus den leidigen Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte, in denen bislang erfolglos um eine denkmalverträgliche Lösung für die Gebäude gerungen wurde. Allerdings betont das Landesamt, vertreten durch die Referentin für Kempten und das Oberallgäu, Frau Dr. Hildegard Sahler, dass die Rücknahme des Beginenhauses die Grundbedingung für eine fachliche und finanzielle Förderung durch die staatliche Denkmalpflege ist. Eine Förderung, die weitere bauliche Untersuchungen und sogar die weitgehende Übernahme der Gutachtenskosten einschließen würde! Je länger die Stadt zögert, um so weiter in die Ferne rückt der Start des Gutachtens, weil Denkmalpflegegelder nicht kurzfristig abgerufen werden können. Jeder Winter, jeder Regenguss schädigt die – immer noch erstaunlich gute – Bausubstanz. Zwar sind die Dächer dicht, doch dringt über die Fenster und Balkone Feuchtigkeit in die Häuser ein.

Es ist verständlich, dass die Stadt angesichts der miserablen Wirtschaftslage zögert, sich durch die Rücknahme wieder in die Verantwortung für das Beginenhaus nehmen zu lassen. Doch gibt es keine andere Perspektive, diese wertvollen Baudenkmäler schonend zu sanieren und denkmalgerecht zu nutzen. Die Stadt ist zwar rechtlich gesehen momentan nicht die Besitzerin der Gebäude, aber sie hat immer noch eine gewisse Verantwortung für die Konsequenzen aus dem Vertrag, den sie seinerzeit mit der Baufirma Dobler bei der Übergabe von vier Altstadthäusern für einen symbolischen Betrag abgeschlossen hat. Die Vertragsbedingungen (u.a. eben die Sanierung des Beginenhauses innerhalb eines bestimmten Zeitraumes) wurden nicht vollständig erfüllt, so dass eine Rückgabe an die Stadt rechtlich korrekt wäre.

Was kann der Förderverein leisten, was eine Firma nicht konnte?

Erfahrene Baufirmen sind daran gescheitert, ein wirtschaftlich tragfähiges Sanierungskonzept für das Beginenhaus zu entwickeln. Was verleitet nun ein paar Frauen zu der Annahme, ihnen gelänge mit Hilfe eines Fördervereins, was die Profis nicht schafften?

Einige der Gründe, warum der Förderverein mit der Sanierung des Beginenhauses Erfolg haben wird:

  • Einem gemeinnützigen Verein stehen andere Finanzierungsquellen offen als einer Firma
  • Gelder von Stiftungen und Sponsoren brauchen nicht zurückgezahlt werden im Gegensatz zu Krediten
  • Mit den sanierten Gebäuden müssen keine Gewinne erwirtschaftet werden
  • Die Mieteinnahmen werden nur zum Unterhalt der Häuser und zur Rückzahlung von Krediten verwendet, die für einen Teil der Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen aufgenommen worden sind
  • Je besser ein historisches Gebäude vor der Sanierung bauhistorisch untersucht wird, umso weniger „Überraschungen“ gibt es während der Sanierung, die teure Umplanungen notwendig machen
  • Je behutsamer mit der wertvollen Bausubstanz umgegangen wird und je geringer die baulichen Eingriffe sind, umso günstiger wird eine Sanierung

Für jeden Raum soll eine geeignete Nutzung quasi „maßangefertigt“ werden. Einige Beispiele: Büroräume brauchen andere Lichtverhältnisse als Behandlungszimmer in Praxen von Ärztinnen und Therapeutinnen. Nicht jedes Büro braucht separate Toiletten oder eine Teeküche, es bieten sich gemeinsam genutzte Räume an, so müssen weniger Wasserleitungen verlegt werden. Räume, deren besondere Wandgestaltung, z.B. Malereien der Zeit um 1600 auf Holztäfer (Abb. 2), eine Aufhängung oder Aufstellung von Schränken unmöglich macht, bieten dafür aber eine außergewöhnliche Atmosphäre für Besprechungen und Schulungen. Der hohe Raum im Erdgeschoss eignet sich für eine gastronomische Einrichtung, auch weil er zur Burgstraße höhengleich ist. Der idyllische Innenhof, der vor langer Zeit fast mediterrane Heiterkeit ausstrahlte, bietet ebenfalls gute Nutzungsmöglichkeiten. Und so weiter …

Es war einmal …

Viele Altkemptener haben individuelle Erinnerungen an die Zeiten, als das Beginenhaus noch mit Leben erfüllt war. Ob sie in den 40er Jahren als Kinder dem Schlossermeister Bretzel im Innenhof beim Beschlagen der Pferde zugesehen haben oder in den frühen 60er Jahren zu den Kundinnen des Supermarktes Gaissmaier gehörten, der mit modernsten Kühltruhen ausgestattet war, oder ob sie in den 70er Jahren im Restaurant „Europa“ bei der Familie Varga ungarische Speisen zum Klang live gespielter Zigeunermusik genossen, oder ob sie bei Fahrrad Jungwirth nebenan ein neues Fahrrad gekauft haben…

Seit mehr als 500 Jahren stehen die Häuser neben der Illerbrücke am Eingang zur Altstadt; unzählige Kemptener Familien waren mit ihnen verbunden.
Es ist an der Zeit, die Häuser wieder zu einem attraktiven Anziehungspunkt zu machen und mit neuem Leben zu erfüllen, damit alle, die gegenwärtig durch die Burgstraße fahren und laufen, mit dem Namen „Beginenhaus“ bald anderes verbinden als bröckelnden Putz, leere Fensterhöhlen und mit grünen Brettern vernagelte Schaufenster.
Wenn Sie die Visionen von einem denkmalgerecht sanierten, mit Leben erfüllten Beginenhaus Wirklichkeit werden lassen wollen, unterstützen Sie die Arbeit des Fördervereins Beginenhaus Kempten e.V. durch Ihre aktive Mitgliedschaft oder Ihre Spende!
Kontonummer 610 25 75 78 bei der Sparkasse Allgäu (BLZ 733 50000).

Wenn Sie noch Fragen haben oder ein Faltblatt zugesandt bekommen möchten, schreiben Sie uns oder rufen Sie an. Die Kontaktadresse ist: Förderverein Beginenhaus Kempten e.V., Bernadette Mayr, Hoföschle 9, 87439 Kempten (Allgäu), Tel.: 0831/511973, E-mail: beginenhaus.kempten@web.de.

Von Birgit Kata M.A., Historikerin

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