Kirchliche Sozialarbeit ist und bleibt wichtig

Mitten in der Altstadt, neben der St.-Mang-Kirche im Haus Lichtblick, befindet sich die Kirchliche Allgemeine Soziale Beratungsstelle der Diakonie (KASA). Sie ist ausschließlich aus Kirchensteuermitteln finanziert und damit eine unabhängige Beratungsstelle, die wir Ihnen gerne vorstellen möchten.

Immer mehr Menschen sind von zunehmender Armut und damit verbundener Verunsicherung und Zukunftsangst betroffen. Unter veränderten, für viele er­schwerten Bedingungen, wird es immer wichtiger Hilfe und Unterstützung den Menschen anzubieten, die sich selbst nicht helfen können und ihnen dort Gehör zu verschaffen wo sie sich selbst nicht verständlich machen können. Wir sind eine Anlaufstelle für Menschen in Armut und Not. Wir versuchen schnell und unbürokratisch zu helfen, wenn Menschen z.B. durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Tod des Partners in existenzielle Schwierigkeiten geraten. Immer häufiger sind auch Familien betroffen, die wegen zu geringem Erwerbseinkommen am Rande des Existenzminimums leben. Jede un­vorhersehbare bzw. zusätzliche Ausgabe kann hier zur großen Belastung werden.

Es gibt zwar eine Vielzahl sozialer Leistungen und Hilfen, jedoch sind diese für so manchen nicht mehr zu durchschauen. Die Ratsuchenden wissen oft nicht ob und wie sie die Hilfen erhalten können oder verzichten aus Scham auf ihre Ansprüche. Hier klären wir auf über die staatlichen Hilfen, geben Unterstützung beim Stellen von Anträgen, begleiten, wenn nötig, zu den Ämtern, versuchen sinnvolle Beratungsangebote zu vernetzen und vermitteln gegebenenfalls dorthin. Dazu gehört selbstverständlich auch die Aufklärung über die Pflichten des Einzelnen mitzuwirken und das ihm/ihr Mögliche dazu beizutragen diese Notlage zu beseitigen. Bei den oft vielfältigen Problemen wird im Beratungsprozess geklärt was der Hilfesuchende selbst tun kann und wobei er Hilfe braucht. Dabei können auch wir nicht alle Probleme lösen, aber wir können denen, die sich an uns wenden helfen sie anzupacken. Im Jahr 2003 kamen 234 Personen zu insgesamt 508 Beratungsgesprächen. Auffallend ist, dass immer mehr jüngere Menschen die Beratungsstelle aufsuchen. Im vergangenen Jahr waren ca. 48% unter 40 Jahre alt.

Zunehmend ist auch die Zahl der Alleinlebenden. Sie bilden mit 46% aller Ratsuchenden die größte Gruppe. 18% der Ratsuchenden sind alleinerziehend, ebenso viele Familien kommen zur Beratung. Armut steht oft in Verbindung mit Krankheit, sowie mangelnden Bildungs- und Berufsmöglichkeiten. Auch Themen wie Konflikte in der Familie, Einsamkeit oder geringes Selbstwertgefühl kommen zur Sprache. Daneben gibt es auch immer mehr Menschen, die Probleme mit der Wohnung haben, weil die Miete nicht (mehr) gezahlt werden konnte oder wegen Stromschulden der Strom gesperrt wurde. Die zunehmend eingeforderte Eigenverantwortlichkeit ist für nicht wenige eine Überforderung. Jemand der z. B. bis Januar 2003 zu seiner geringen Rente ergänzende Sozialhilfe bezog und nun Grundsicherung bekommt, muss jährlich den Antrag neu stellen, dazu den Antrag auf Wohngeld und in einigen Fällen auch auf ergänzende Sozialhilfe. Von vier verschiedenen Stellen erhält diese Person ihr Geld. Ein ständiger Lauf (manchmal auch Irrlauf) durch die Ämter ist gerade für diesen Personenkreis (Alte und Kranke) ein Kraftakt, der so manch einen verzweifeln lässt. Einer Person, die von Grundsicherung lebt, stehen im übrigen insgesamt monatlich 602,- € zum Lebensunterhalt (einschließlich Miete) zur Verfügung.

Auch kommen  am Schuljahresanfang Familien bzw. Alleinerziehende mit schulplichtigen Kindern zu uns, denen das Geld fehlt um den benötigten Schulbedarf zu kaufen. Auch der Direktorin der Sutt-Schule ist dieses Problem bekannt. Ist dieses Kind von Sozialhilfe abhängig, bekommt es bis zum siebten Lebensjahr 1,11 €, ab dem achten Lebensjahr 3,88 € monatlich als Pauschale für Schulbedarf und Klassenfahrten.
Für den gesamten Lebensbedarf stehen z.B. einer Familie mit zwei Kindern im Alter von fünf und zehn Jahren, die auf Sozialhilfe angewiesen ist, insgesamt ca. 1425,- € (inkl. Kindergeld und Wohngeld) zur Verfügung. Nach Abzug aller festen Kosten für Miete, Heizung, Strom, Telefon, bleibt für Ernährung, Kleidung, Ersatzbeschaffungen für Wohnbedarf, Elektrogeräte usw. oft so wenig übrig, dass es da schnell zu finanziellen Engpässen kommen kann.

Daher haben Menschen mit geringem Einkommen bei uns auch die Möglichkeit, in der  Kleiderkammer preiswert Kleidung und, in geringem Umfang, auch Hausrat einzukaufen. Da die Nachfrage nach preiswerten Einkaufsmöglichkeiten steigen wird, möchten wir einen ,,Kaufladen” in der Altstadt eröffnen. Wenn sich beim Beratungsgespräch herausstellt, dass jemand in einer besonderen Notlage ist, können diese Hilfen auch kostenlos gegeben werden.

In besonders gelagerten Fällen werden neben den Sachhilfen auch Geldhilfen gewährt.
Auch die Erntegaben aus den Evangelischen Kirchengemeinden, ge­spendet zum Erntedankfest, sind eine willkommene Hilfe und werden von uns an Bedürftige weitergegeben. Wir sind immer wieder dankbar für die  vielen Spenden von Kleidung, Lebensmitteln und auch Geld, das uns von Einzelpersonen, Firmen, den Service-Clubs Kiwani, Rotary und Lions, der Kartei der Not, Antenne Bayern und den Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt wird. Im übrigen wollen wir auch dieses Jahr am Heiligen Abend unsere schon zur Traadition gewordene, Diakonie-Herberge” öffnen. Alle, die den Abend nicht alleine verbringen möchten oder solche, die unterwegs sind und einen warmen Ort  suchen sind dazu herzlich eingeladen.

So wollen wir auch zukünftig in einem sich verändernden Sozialstaat besonders die Zukunft der Armen und Schwachen im Blick haben und das uns mögliche dazu beitragen und unsere Kompetenz und Kreativität dafür einsetzen dass Menschen am Rande der Gesellschaft auch unter erschwerten Bedingungen einen Platz haben.


Von Renate Kuhles, Leiterin der Kirchlichen Allgemeinen Sozialen Beratungsstelle der Diakonie  (KASA)

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