Wie aus Waschbetonplatten ein Bouleplatz wurde

Eine ganz persönliche Geschichte

Foto: Bernhard Kunze

Kennen Sie den Boule-Platz am St.-Mang-Platz? Er ist Beispiel dafür, wie durch gegenseitige Mithilfe und Eigeninitiative eine Idee Wirklichkeit werden kann.

Alles begann im Frühjahr 2003. Nachdem dank des Engagements von Helga Greier und Hans Meuter der Kirchenvorstand und die Stadt Kempten ihre Zustimmung für einen Bouleplatz auf dem St.-Mang-Platz gaben, konnte es Mitte April 2003 losgehen.

Damals arbeitete ich in der Sozialpsychiatrischen Tagesstätte im Haus Lichtblick. Zuallererst mussten die Bodendecker und Sträucher entfernt werden. Über 100 Flachmänner zeugten davon, wofür dieser Platz vorher genützt wurde. Wenn ich an die Anfänge des Platzbaues zurück denke, wird mir jedes Mal ganz wohlig ums Herz, wie viele Menschen sich für ein „Vergelt’s Gott” engagiert haben und es heute noch tun. Gebaut haben wir etwa sechs Wochen mit etwa 25 Personen und einer Gesamtarbeitszeit von über 400 Stunden. Anfang Mai waren die Pflastersteine und Platten von den Arbeitern des Bahnhofs beseitigt. Noch heute bin ich dankbar für die praktische Hilfe von Herrn Gaupp und seinen Mitarbeitern vom Bauhof; denn jeder, der mir über den Weg lief, wurde gelöchert mit Fragen über Pflastersteine, wie man diese setzt, wie man dies oder das macht oder wenn ich zu wenig Kies berechnet, besser gesagt: geschätzt hatte und beim Bauhof nachordern musste. Mit Verständnis für diesen „Laien” halfen sie uns unbürokratisch, wo sie nur konnten. Die Zusammenarbeit mit dem Stadtgärtner Gail und dem Bauhof war so etwas von unkompliziert, wie ich es mir nicht besser wünschen konnte. Von Anfang an war mir klar, welch „guter Geist” auf diesem Platz wirkt.

Ein Beispiel dafür: Jeden Morgen ging ich also mit Pickel und Schaufel los und versuchte, einen Graben für die Pflastersteine der Umrandung zu graben. Eines Tages, kurz vor Mittag, stand Johann, ein Besucher der Tagesstätte, neben mir und fragte: „Wo kann ich Dir helfen?” Dies berührt mich noch heute. Am Schluss waren es 18 Besucher und Mitarbeiter der Tagesstätte, die mithalfen; manche für eine Stunde, andere für einen Tag oder auch länger. Für jeden war dies eine großartige persönliche Leistung. Am Freitag, den 27. Juni 2003, war es dann soweit. Die Mitarbeiter der Küche im Haus Lichtblick hatten einen kleinen Imbiss vorbereitet. Herr Bürgermeister Mayr eröffnete den Bouleplatz und Herr Hensler sagte spontan zu, dass die Altstadtfreunde die Kosten für die Holzumrandung übernehmen werden und somit war meine Sorge, wo ich dieses Geld herbekomme, auf eine wundersame Art erledigt.

Sofort fand dieser Bouleplatz regen Zulauf und nicht selten spielten 10 oder mehr Bouler. Ein erster großer Höhepunkt war das 1. Lichtblickturnier anlässlich des Altstadtfestes im Juli 2003. Im Laufe der nächsten Wochen wurde schnell klar, welch ein „toller Haufen” sich da jeden Abend traf. Und so entstand der Gedanke über die Gründung eines Vereins, um dieses Zusammengehörigkeitsgefühl noch zu verstärken, um als Lizenzspieler an Turnieren teilnehmen zu können und um diesen kommunikativen Sport auch der Stadt gegenüber vertreten zu können. Am 11. Oktober 2003 trafen sich in der Pizzeria Lagune 15 Bouler und der Verein „Boule-Freunde Kempten St.-Mang-Platz e.V.” war gegründet. Inzwischen hat der Verein schon 25 Mitglieder.

Die Tage wurden kürzer und somit auch die Bouleabende. Was tun? Mit dem Allgäuer Überlandwerk gesprochen, die Stadt angesprochen – eine Genehmigung für eine Lichtanlage bekommen. Wir legten Rohre, stellten Lichtmaste auf, Wolfgang Supp von der Haustechnik der Diakonie montierte und schloss alle Kabel und Leuchten fachgerecht in seiner Freizeit an. Ein schönes Fest mit allen Beteiligten folgte.

Allmählich wurde der Platz zu klein für alle Bouler. Im März 2004 folgte dann der Antrag an die Stadt für die Erweiterung des Platzes. Dank der Unterstützung der Altstadtfreunde bekamen wir von Herrn Oberbürgermeister Dr. Netzer und der städtischen Baureferentin, Frau Beltinger, die Zusage. Bisher teilten wir den Platz in der Länge, sodass bis zu 12 Personen spielen konnten; durch die Platzerweiterung war der Platz auch in der Breite zu teilen, mit vier Spielfeldern bot der Platz somit genug Raum für bis zu 20 Spieler.

In Eigenarbeit, wie alles am Platz, wurde die Verbreiterung in Angriff genommen. Wieder Pflastersteine versetzen, Kies auffüllen … Wie bei allen Umbauten war es auch dieses Mal der Adler Helmut von der Haustechnik der Diakonie, der zwar jedes Mal die Hände über dem Kopf zusammen schlug ob meiner Unersättlichkeit nach Rat und Werkzeug, der uns aber nichtsdestotrotz wohlwollend mit alledem versorgt hat.

Noch heute, nach über zwei Jahren, fühle ich noch immer eine große Freude, Achtung und auch Staunen darüber, was auf dem St.-Mang-Platz entstanden ist. All die Feste, Turniere und das gemeinsame Essen auf dem Platz, die neuen sozialen Kontakte, die hier entstanden sind und teilweise über das Boulespielen hinausgehen. Und was wäre der Bouleplatz ohne die immer wieder selbstlose Hilfe von Irene und Karl-Heinz Heubeck, Kirchner und Hausmeisterehepaar, die gerade bei Turnieren und Festen uns bei allen Belangen unterstützen und für uns da sind. Oder was wäre der Bouleplatz ohne Frau Angela Leocata von der Pizzeria Lagune. Seit Beginn der Bauarbeiten verwöhnen sie und ihre Mitarbeiter uns und haben immer ein offenes Ohr für unsere Wünsche. Das Gefühl einer großen Familie trifft hier wirklich zu.

Es ist ein Miteinander auf dem St.-Mang-Platz entstanden. Nicht nur, dass einige Besucher der Tagesstätte mitspielen, auch die Tagesstätte selbst hat inzwischen zwei Boulegruppen. Menschen bleiben stehen und schauen gebannt dem Spiel zu, Kinder sind fasziniert von den Kugeln, Gespräche ergeben sich oft am Rande des Spiels.

Deshalb meine Bitte an die Verantwortlichen, falls es doch noch zu einem Umbau des Platzes kommt: Bezieht die Boule-Freunde vom St.-Mang-Platz mit in die Planung ein; wir wissen und erleben es jeden Tag, warum dieser Ort inzwischen mit so viel Leben erfüllt ist. Wir sind gerne bereit mit zu helfen, dieses einmalige Flair zu erhalten.

Boule-Freunde Kempten St.-Mang-Platz e.V., Tel. 0831/512 98 77

Von Bernhard Kunze, 1. Vorsitzender der Boule-Freunde Kempten St.-Mang-Platz e.V.

  1. #1 von Christian Mathes unter 13. August 2010

    Liebe Boulegen,

    da ich seit kurzem in Kempten arbeite und das Boulespielen sehr vermisse, wollte ich Sie fragen, ob ich bei Ihnen mitspielen dürfte. Natürlich mit der Frage verbunden, wann Sie trainieren?

    Ich komme aus München, bin 50 Jahre alt und spiele seit ca. 12 Jahren Boule; ich bin mehr Leger als Schießer.

    Über eine kurze Mitteilung würde ich mich sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Christian Mathes

     
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